Transversalität

Quellen:
Petzold H., Integrative Supervision, Meta-Consulting & Organisationsentwicklung, 1998
Petzold. H., Integrative Therapie II/1, S. 75

Die Integrative Supervision ist in ihrer transversalen Grundhaltung bereit, die Vielfalt des Lebens mit einer Offenheit für Veränderung zu durchqueren. Transversalität meint ein nicht-lineares, pluriformes Denken von Vielfalt in permanten Übergängen. Eine Reflexion aus verschiedenen Perspektiven (Mehrperspektivität) unter Bedachtnahme vielfältiger Bezüge erschließt durch beständiges Überdenken der eigenen Position und ihrer Kontexte immer mehr und mehr deren ganze Komplexität.

Nicht nur die Vielfalt gilt es zu sehen, sondern auch das Denken über die Vielfalt selbst bietet unterschiedlichen Vernunftsdiskursen Raum. Das Denken und Nachdenken ist nicht-linear und vernetzt und ihre Reflexionsprozesse werden systematisch mehrperspektivisch angelegt. Das führt dazu, die eigenen Standpunkte zu hinterfragen, umzudenken, weiter- oder auch neu zu entwickeln.

Transversalität führt zu wachsender Komplexität und auch Komplexitätsreduktionen. Beides ermöglicht bestehendes zu überschreiten und Verstehensprozesse zu verstehen. Diese "Metahermeneutik" ist überall dort notwendig, wo man bereit ist, die vorhandene Komplexität zu betrachten und "quer zu denken" zuzulassen. Die Mannigfaltigkeit wirkt chaotisch und bedrohlich und die Abwehr durch Simplifizierung und Ausblendung ist groß.

Einem solchen, in Konnektivierung, Mehrperspektivität und Transversalität gegründeten, metahermeneutsichen Ansatz des Erkenntnisgewinns ist die Integrative Supervision verfplichtet. Es gilt plurale Lebenszusammenhänge zu betrachten, zu verstehen und zu gestalten. Wenn Supervision hier Hilfen geben möchte, muss sie selbst Perspektiven der Betrachtung und Folien des Verstehens erarbeiten. Es genügt nicht, sich auf ein unspezifisches Reflektieren zu begrenzen. Supervision muss ein Bewusstsein von Mannigfaltigkeit und eine Kultur des Umgangs mit Vielfalt entwickeln.

Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften sind Ergebnisse von Konstruktionsprozessen. Deshalb kann man von ihren Modellen nur partielle Aufklärung über die Wirklichkeit erhalten. Aus diesem Grund vertritt die Integrative Supervision den Ansatz der transversalen Sicht und der prinzipiellen Modellpluralität. Es geht um die Sicht unterschiedlicher Menschen und Gruppen, unterschiedlicher Weltanschauungen und Konstruktionen über Wirklichkeit und Realität, also auch um vielfältige "Weisen des Betrachtens."