Leib- und Bewegungstherapien

Quelle: Petzold H. G., Integrative Therapie II/3, S. 851 ff.

Die Integrative Leib- und Bewegungstherapie ist keine "Körpertherapie" im Sinne reichianischer Verfahren, denn sie arbeitet mit dem "Thymos", den Regungen und Empfindungen des Leibes, mit dem Wahrgenommenen. Sie geht zurück auf die elastischen Techniken der Psychoanalyse von Ferenczi, der französischen Leibphänomenologie Marcels und Merleau-Pontys, der "neuen Phänomenologie" von Schmitz, der Atem- und Bewegungstherapie von Grindler sowei fernöstlicher Bewegungsmeditationen.

Die Integrative Leib- und Bewegungstherapie wurde von Ilse Orth, Hildegund Heinl und Hilarion Petzold und anderen MitarbeiterInnen des Fritz Perls Institutes entwickelt.

Das besondere Charakteristikum des Verfahrens besteht in der Verbindung von tiefenpsychologischem Denken und erlebnisaktivierender Praxis, wie sie u.a. aus der Gestalttherapie von Perls oder dem Psychodrama Morenos bekannt ist.

Weil der Leib von seiner gesamten Ausstattung her auf den anderen Menschen gerichtet ist, muss die Leibtherapie immer Praxis zwischenmenschlicher Begegnung sein. Dies gilt für die drei Grundmodalidäten des therapeutischen Ansatzes, die je nach Indikation für sich oder in Kombination eingesetzt werden:

  1. übungszentriert-funktional (Förderung durch Übung)
  2. erlebniszentriert-stimulierend (Vermittlung alternativen Leiberlebens)
  3. konfliktzentriert-aufdeckend (Auffindung verdrängter Störungen)

In "heilender Atmosphäre" werden in der Intergrativen Leib- und Bewegungstherapie die Konzepte der "Nach- und Neusozialisation", des Nachnährens und der Neubeelterung vertreten. Ferenczi vertrat die Auffassung, dass Menschen, denen mütterliche Zuwendung gefehlt hatte, mit "mütterlicher Zärtlichkeit" begegnet werden müsse. Dabei dürfen aber in Projektion elterlicher Schuldgefühle keine "Wiedergutmachungen" betrieben werden. Das kann zum Beispiel zur Konsequenz haben, dass infantile Bedürfnisse des Patienten auch zurückgewiesen werden müssen, wo er in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen.

Hier handelt es sich um Lernprozesse im regressiven Milieu einer Übertragungsbeziehung, wodurch emotionale Qualitäten aufkommen können, Atmosphären entstehen, die denen der Primärgruppen nahekommen.