Attributionstheorie

Quellen:
Försterling F., Stiensmeier-Pelster J., Attributionstheorie, 1994
Stroebe J., Sozialpsychologie, 2002
Flammer A., Erfahrungen der eigenen Wirksamkeit, 1990

sogenannte "gesunde Menschenverstand" des Laien weist Tendenzen auf, bestimmte Erklärungsmuster zu bevorzugen, die an Objektivität verbeigehen. Die Art und Weise, wie wir uns und die anderen attribuieren, hat maßgeblich Einfluss auf unser Selbstbild und das, das wir gegenüber den anderen entwerfen.

Von den vielfältigen Attributionsmustern, die umfassend untersucht wurden, werden hier nur die wichtigsten beispielhaft erwähnt:

Kovariation

Wenn beobachtete Ergebnisse mit Umständen (auch aus früheren Erfahrungen) korrelieren, neigen wir dazu, diese den Umständen zuzuschreiben. Wenn wir durch eine Prüfung durchfallen, durch die wir schon einmal durchgefallen und wir aber in den anderen Fächern gut sind und außerdem bei dieser Prüfung viele Kollegen auch durchgefallen sind, schreiben wir das Ergebnis eher der Prüfung (oder dem Prüfer) zu, als uns selbst.

Konfiguration

Wenn wir zu wenig "Vergleichsdaten" für eine Erklärung haben, neigen wir dazu, Kausalschemata aufzugreifen. Dabei handelt es sich um vorgefertigte Meinungen, Vorannahmen und vielleicht sogar um eigene Theorien. Sie erleichtern bestimmte Umstände einzuschätzen, in dem sie eine Art "Faustregel" liefern.

Fundamentaler Attributionsfehler

Es gibt eine allgemeine Tendenz, situative Faktoren zu unterschätzen und Faktoren der Verhaltenskontrolle zu überschätzen. In Prüfungskonstellationen wird der Prüfer in der Regel als kenntnisreicherer Mensch eingeschätzt und es wird leicht "übersehen", dass dieser nur jene Fragen wählt, die er selber beantworten kann, er also einen objektiven situativen Vorteil hat.

Soziale Repräsentation

Hierbei handelt es sich um eine kollektive Überzeugung, die von vielen Mitgliedern der Gesellschaft (wissenschaftstheoretisch, religiös, politisch, ...) geteilt wird. Das kann an "Gesellschaftsphänomenen" gut beobachtet werden, zum Beispiel die Erklärung von Armut oder Arbeitslosigkeit.

Self-serving-bias (selbstwertdienliche Verzerrung)

Menschen neigen dazu, ihre Erfolge auf interne Ursachen, wie eigene Fähigkeiten, zu attribuieren und Versagen externen Ursachen zuzuschreiben, wie etwa die Schwierigkeit einer Aufgabe. Je nach dem ist die Verzerrung selbstwertsteigernd oder selbstwertschützend.

Self-handicapping (Selbstbehinderung)

Wenn jemanden ein persönliches Versagen im Voraus erwartet, gibt es ein subtiles Verhalten, das Versagen durch Manipulation zu provozieren, damit man hinterher eine externe Ursache nennen kann. (z.B.: Ich bin bei der Prüfung durchgefallen, weil ich am Vorabend auf einem Fest eingeladen war und es spät geworden ist.)

Anwendungsgebiete der Attributionstheorie

Attribution und Motivation stehen in einem sehr engen Zusammenhang. Schreibe ich mir zum Beispiel meine Arbeitslosigkeit nur selber zu oder attribuiere ich sie eher mit einer angespannten Arbeitsmarktsituation? Die Auswirkungen der Selbstattribution haben maßgeblichen Einfluss auf mein Selbstverständnis, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. In diesem Zusammenhang hat die Attributionsforschung grundlegende Erkenntnisse in der Theorie der erlernten Hilflosigkeit gebracht.