Kreative Medien, Methoden und Techniken
Quelle:
Petzold H., Integrative Supervision, Meta-Consulting & Organisationsentwicklung, 1998
Kreative Medien und kokreative Methoden bieten Möglichkeiten, die einerseits als Intervention eingesetzt werden können, andererseits eine diagnostische Funktion haben. Das Medienkonzept hat deshalb einen bedeutenden Platz in der Integrativen Supervision.
Wichtigstes Medium ist die Sprache. Sie konzentriert sich aber wesentlich auf Sachinhalte, was für die Verbesserung komplexer sozialer Interaktionen nicht ausreicht. Unformulierte Komponente der Kommunikation werden auf diese Weise nur ungenügend erfasst und berücksichtigt. Gefühle, Intuitionen, Phantasien, Anmutungen, Ahnungen, Widerständigkeiten, Strebungen, Sehnsüchte usw. müssen in empathischen Prozessen erfasst werden. Hier kann man mit Medien arbeiten, die genau diese qualitativen Aspekte erfassen und zugänglich machen können. Neben den technischen Medien (Video, Tonband, ...) wird man hier vor allem "kreative Medien" zu berücksichtigen haben. Unter diesem Begriff werden Materialmedien wie Farben aller Art, Ton, Instrumente, Kollage- und Visualisierungsmaterialien etc. verstanden.
Kreative Medien haben eine Aufforderungscharakter und laden zum Spielen ein. Allerdings muss die Gruppe und ihre einzelnen Teilnehmer darauf vorbereitet werden, denn vielfach gibt es Widerstände, sich kreativ zu betätigen, ein Widerstand, der nicht selten auf demütigende Schulerfahrungen zurückzuführen ist.
Schwierigkeiten in der Teaminteraktion sind nicht selten von unbewussten Dynamiken bestimmt. Übertragungskonstellationen oder Abwehrmechanismen sind den Kommunizierenden in der Regel nicht zugänglich. Hier verwendet man Medien, die dafür geeignet sind, derartige unbewusste Anteile in kommunikative Botschaften aufzunehmen und erkennbar werden zu lassen (Orth 1994). Kollagematerial oder ein Gestalten in Farben regt spontane Prozesse an, die über die kognitive Ebene hinaus Gefühle freisetzt, Zuneigungen und Abneigungen, Vorlieben oder Vorbehalte erkennbar werden lässt.
Dadurch, dass derartige Konstellationen dann nach der "Produktionsphase" im Bild aufscheinen, sichtbar werden, konfrontieren sie die Hersteller solcher medialer Produktionen in einer anderen Weise und auf einer anderen Ebene, als dies verbale Interpretationen von seiten des Supervisors her vermögen.
Zu den wichtigsten Techniken und Methoden gehören Diagramme, Piktogramme, maps und charts:
Als Diagramme werden in der Regel systematische Visualisierungen von Sachverhalten durch Striche oder Strichgrafiken in einer abstrahierenden und quantifizierenden Form bezeichnet.
Unter Piktogramme versteht man die bildhafte, symbolisierte Präsentation von Sachverhalten, um Zusammenhänge anschaulich und ohn den Anspruch auf quantifizierende Aussagen zu verdeutlichen.
Als maps werden bildliche Darstellungen von Bedeutungszuweisungen und Wertungen auf einer symbolischen Ebene verstanden, die einen Sachverhalt, ein Thema oder eine Situation betreffen, wobei neben den bewussten, mental repräsentierten Faktoren auch unbewusste individuelle und kollektive mentale Repräsentationen als projektive Phänomene beachtet werden.
Charts sind Kartierungen von gegebenen Situationen in bildlicher Form. Es handelt sich um visualisierte Bestandsaufnahmen mit einem Fokus auf die Ebenen des Realen.